Nachlese
Die ART COLOGNE ist jedes Jahr ein fester Termin in meinem Kalender – und das nicht ohne Grund. Sie ist eine der ältesten und auch eine der bedeutendsten Kunstmessen überhaupt. Seit ihrer Gründung 1967 – damals noch unter dem Namen Kölner Kunstmarkt – hat sie Maßstäbe gesetzt. Ihr Anliegen ist es, Kunst sichtbar und erlebbar zu machen, Brücken zwischen Galerien, Sammlern und Künstlern zu bauen und das aktuelle Kunst-Geschehen zu spiegeln. Kurz: Wer wissen möchte, wohin sich der Kunstmarkt bewegt, kommt an Köln nicht vorbei.
Schon beim Betreten der Messehallen spürt man diese besondere Mischung aus Erwartung, Neugier und leichtem Rauschen – ein Klangteppich aus Gesprächen, Schuhklacken und gedämpftem Staunen. Besonders erfreulich: Die abstrakte Malerei hat wieder an Sichtbarkeit gewonnen. Nach einigen Jahren, in denen die figurative Kunst deutlich dominierte, war in diesem Jahr spürbar mehr Vielfalt zu sehen. Viele abstrakte Positionen – mal gestisch, mal konzeptuell, mal minimalistisch – setzten erfrischende Akzente. Für mich als jemand, der selbst in diesem Feld arbeitet, war das natürlich ein Highlight. Weniger begeistert war ich von der zunehmenden Präsenz sogenannter „Kitsch-Art“. Werke, die vordergründig beeindrucken wollen, aber wenig Substanz bieten. Sie scheinen dem schnellen Gefallen verpflichtet zu sein – bunt, laut, dekorativ. Natürlich: auch das hat sein Publikum. Mir persönlich bleibt es aber fremd. Gleichzeitig ist es interessant zu sehen, wie unterschiedlich Kunst verstanden und konsumiert wird.
Was ich sehr positiv hervorheben möchte, ist eine neue Gesprächskultur, die mir dieses Jahr besonders aufgefallen ist. Überall wurde diskutiert, gestaunt, gefragt – eine wohltuende Entwicklung, denn allzu oft wirkt der Kunstbetrieb verschlossen oder elitär. Kunst lebt jedoch vom Dialog! Man muss kein Experte sein, um sich auf Kunst einzulassen; Interesse und Offenheit genügen vollkommen.
Auch wirtschaftlich wirkte die Stimmung vorsichtig optimistisch. Ich habe gleich zwei Verkäufe direkt miterlebt – und das ist angesichts der allgemeinen Wirtschaftslage ein gutes Zeichen. Natürlich bewegt man sich hier in einem besonderen Segment: Werke von Gerhard Richter oder Georg Baselitz wurden für Summen in Millionenhöhe angeboten. Aber genauso fanden sich Arbeiten junger Künstlerinnen und Künstler, die unter 1.000 Euro kosteten. Diese Spannbreite ist typisch für die ART COLOGNE – und macht sie für mich besonders spannend. Interessant war auch zu sehen, dass manche Werke wiederkehren: Zwei Arbeiten – eine Malerei und ein Objekt – kannte ich noch von der Messe 2023. Ich erinnere mich genau, weil sie mir damals schon aufgefallen und in Erinnerung geblieben sind. Offenbar sind sie noch nicht verkauft worden. Das zeigt, dass selbst etablierte Namen nicht automatisch eine schnelle Vermarktung garantieren – ein kleiner, aber ehrlicher Einblick in die Realität des Kunstmarktes.
Der Messebesuch war für mich wieder inspirierend und lehrreich. Neben neuen Impulsen für meine eigene künstlerische Arbeit bot sich Gelegenheit, Präsentationsmöglichkeiten auszuloten und Kontakte zu vertiefen. Solche Tage zeigen, wie wichtig es ist, Kunst im direkten Austausch zu erleben – jenseits digitaler Bilderflut und Distanz. Die ART COLOGNE hat auch in diesem Jahr gezeigt, dass sie ein lebendiger Spiegel der Kunstwelt ist: vielfältig, manchmal widersprüchlich, aber immer voller Energie. Und genau das macht ihren Reiz aus – sie bringt uns dazu, hinzusehen, zu fühlen und wieder neu über Kunst nachzudenken.
11.11.2025

Yoshio Yoshimura – das wohl längste Bild der Messe

Cornelia Schleime – figurativ und zählt zu meinen Lieblingskünstlern

Georg Baselitz – mit 2,5 Mio. € eindeutig in der oberen Preisklasse

Anselm Kiefer – wie gewohnt sehr monumental